Halloween, einst ein heidnisches Fest der Sitten und Bräuche mit Ursprung im heutigen Irland. Die Nacht vor Allerheiligen. Nach den Strapazen der Erntezeit sollte es die Geister vertreiben und für einen milden Winter sorgen. Ähnlich unserer Karnevals- oder Fastnachtszeit. Um diesen besonderen Tag ranken sich Mythen und Sagen und man sagt, dass Menschen in dieser Zeit besonders empfänglich für das Unbekannte und Verzauberte sind. Daher möchte ich diese Gelegenheit nutzen und euch ebenfalls eine Geschichte erzählen:   

 

"In einem abgelegenen Bergdorf nahe eines alten Waldstreifens im Hunsrück lebte einst eine Hutmacherin. Sie arbeitete fleißig Tag für Tag, doch die Zeiten waren hart. Es gab wenig Bedarf für schöne Kopfbekleidung, Brot war teuer und so war sie besonders stolz auf ein Schmuckstück, das sie vor Jahren bei einem Spaziergang im Wald gefunden hatte: eine Harfenbrosche, so kunstvoll gefertigt, dass man beim Anblick ihrer Saiten meinte, sie vibrierten sanft im Wind. Auch wenn keine Brise wehte. 

Eines Herbstabends, als Nebel das Dorf umhüllte und die Bäume ihre letzten Blätter verloren, erklang am Waldrand eine gestaltlose Melodie, wie ferne Harfentöne. Die Hutmacherin hörte den Klang in ihrer kleinen Stube, steckte die Brosche als Talisman an ihre Bluse, trat hinaus in die Nacht und folgte den lieblichen Tönen. Nach einer Ewigkeit fand sie an der höchsten Stelle einer Lichtung eine gebeugte, uralte Gestalt, die auf einer Harfe spielte, deren Saiten aussahen wie Spinnweben und deren Rahmen von einem schwachen Pendelwerk begleitet wurde, das im Zwielicht tickte. 

Mit warnender, schriller Stimme sprach die Alte zu ihr: Die Harfenbrosche, die die Hutmacherin trage, stamme von einer traurigen Musikerin, die einst im Wald verschollen sei. Wer dieses Amulett besitze, könne bei allzu sorgloser Achtsamkeit in den Wald gelockt werden. Schritt für Schritt, bis das Pendel in der Brosche still stehe. Dann verschwinde der Träger im Nebel und werde selbst Teil der Musik. Nur wer die Brosche rechtzeitig im Waldboden niederlege, bevor das Pendel verharrte, entkäme dem schrecklichen Fluch. 

Als hätte sie den Teufel selbst gesehen, warf die Hutmacherin die Brosche von sich und rannte so schnell sie konnte zurück ins Dorf. Ihr Gesicht war so bleich wie das Licht des Mondes und von dieser Begegnung an fror sie selbst in den mildesten Nächten. Zeichen, dass man dem Waldgeist nur knapp entkommen war. Bis heute berichten Menschen aus der Gegend, dass sie spät abends Harfenklänge aus dem Wald vernehmen... und schließen ihre Fenster. 

Und so warnt man: Trage keinen Schmuck, der eine Musik in sich trägt, wenn der Herbstnebel kommt." 

 

Kanntest du diese Legende? Kommt dir das Märchen bekannt vor? Wie Jonathan Frakes in der Fernsehsendung X-Factor sagen würde: "Ich muss Sie enttäuschen. Die Geschichte ist frei erfunden." Mit etwas Hilfe einer künstlichen Intelligenz, zugegeben. 

Und dennoch wirken die Grundmotive vertraut. Woran liegt es, dass Schmuckstücke oft in die Strukturen von Mythen, Märchen und Sagen verwoben sind? Weil sie faszinieren. Weil sie wertvoll sind. Weil die Menschheit seit jeher davon überzeugt ist, dass Schmuck mehr bedeutet, als bloßes Beiwerk, mit dem man Reichtum zur Schau stellt. Schätze berühren unsere Sehnsucht, denn sie können den Ärmsten zum angesehenen Mann katapultieren: Ali Baba öffnete mit seinem Zauberwort die Tore zu unermesslichem Reichtum. Siegfried wagte für den Nibelungenhort sein Leben. Und noch heute fürchten viele, dass die Grabschätze der ägyptischen Pharaonen verflucht seien.

Schmuck erzählt von Hoffnung. Von Schönheit. Von Handwerkskunst. Von seltenen Metallen und Steinen, für die Menschen gesucht, gelitten und leider auch gemordet haben. In Erbstücken, egal ob Ring, Armband, oder Uhr, bewahren sich ganze Generationen, ihre Geschichten und ihr Vermächtnis

Und es ist nie zu spät, eine solche Tradition zu beginnen. Mit jedem neuen Schmuckstück schreibt man ein weiteres Kapitel... und trägt seine eigene Geschichte in die Welt hinaus.

 

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- Marc-André -

Im Laufe der Jahre brachte er seine Begeisterung für die Macht der Sprache durch Deutschrap und Romanschreiben zum Ausdruck. Seit neustem verwirklicht er sich im Schreiben von Texten und Blog-Beiträgen für CLOCKCHASERS. Als selbsterklärter Autodidakt des Lebens, versucht er alles aufzusaugen, das in der Lage ist, seine begrenzte Aufmerksamkeit
zu wecken. Neben seiner Begeisterung für Uhren, hegt er eine bescheidene Leidenschaft für Whisky, Zigarren und Zweireiher.

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