"[...] sei, wenn die todten-uhr wird schlagen, mein schutzherr, leitsmann, weg und liecht!"

Andreas Gryphius (1616-1664)

  

  

Wie bereits in vergangenen Blog-Artikeln festgestellt, wird unser Leben durch den ständigen Blick auf die Uhrzeit geprägt. Kein Wunder also, dass sich unzählige Mythen, Legenden und Geschichten um dieses Thema ranken wie Dornenbüsche. Theorien über Zeitreisen und Spielfilme , die von parallelen Universen mit eigenständigen Zeitlinien handeln, faszinieren uns und beflügeln die Phantasie.

Ein ganz besonderer Volksglaube hielt im 17. Jahrhundert in Haushalten vielerorts Einzug: die Angst vor der Totenuhr.

Zu dieser Zeit war es durchaus eher üblich im eigenen Zuhause zu sterben, als beispielsweise in einem Krankenhaus. Hatte man einen solchen Trauerfall zu beklagen, wurde die Hausuhr, die in der Regel gut sichtbar für alle in der Wohnstube angebracht war, angehalten, um auch noch Stunden nach dem Ableben des Verstorbenen dessen Todeszeitpunkt eindeutig bestimmen zu können. Das Schwingen des Pendels blieb aus und das Ticken der Mechanik erlosch. Nach und nach legte sich Stille über das Innere des Hauses.

Umso erschrockener müssen die Hinterbliebenen ein Knacken in den Wänden wahrgenommen haben, das die erdrückende Ruhe des leblosen Interieurs zu durchbrechen versuchte. Woher die Geräusche stammten? Von der nahenden Totenuhr natürlich. Derjenige, der in der Lage war sie zu vernehmen, erstarrte augenblicklich, denn der Legende zufolge, sollte ebendiese Person in naher Zukunft ebenfalls vom Sensenmann heimgesucht werden.

Selbstredend hoffen wir, dass unsere Leser und Kunden von diesem Schicksal verschont bleiben. Dennoch solltest du beim nächsten Mal genau hinhören, ob du das Ticken der Totenuhr nicht auch hören kannst. Hinter der Wand deines Schlafzimmers oder jenseits der Luke zum Dachboden vielleicht? Vorsicht ist schließlich die Mutter des Uhrenbewegers. 

Angst bekommen? Vermutlich nicht, aber trotzdem wollen wir unserem Auftrag gerecht werden und darüber aufklären, was es mit der Totenuhr auf sich hat. Auslöser für das Knacken in den alten Gebäuden waren nicht etwa Poltergeister, Dämonen oder der Fürst der Finsternis, sondern kleine Käfer. Insekten von der Gattung der Staubläuse (Troctidae) oder Nagekäfer (Anobiidae) verursachen die gruseligen Geräusche, indem sie sich durch Holz fressen oder um Geschlechtspartner anzulocken.

In unserer modernen Welt verlieren immer mehr Mythen wie diese an Faszination sowie Bedeutung und räumen ihren Platz für die Wissenschaft. Die unergründliche Unendlichkeit der Zeit wird aber wohl für immer ein morbides Rätsel bleiben.  

 

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Meet the Author

- Marc-André -

Im Laufe der Jahre brachte er seine Begeisterung für die Macht der Sprache durch Deutschrap und Romanschreiben zum Ausdruck. Seit neustem verwirklicht er sich im Schreiben von Texten und Blog-Beiträgen für CLOCKCHASERS. Als selbsterklärter Autodidakt des Lebens, versucht er alles aufzusaugen, das in der Lage ist, seine begrenzte Aufmerksamkeit
zu wecken. Neben seiner Begeisterung für Uhren, hegt er eine bescheidene Leidenschaft für Whisky, Zigarren und Zweireiher.

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